„Ich möchte ganz vorne bei der Energiewende dabei sein und der Gesellschaft etwas zurückgeben“
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Vor seiner Karriere lebte er in England, Indien und China und weiß daher, dass Entwicklungen manchmal langsam, aber auch rasant sein können. Mark Stoelinga, Manager für Energie und Infrastruktur bei der Port of Rotterdam Authority, möchte konkrete Ziele erreichen: „Ich möchte den gesamten Fluss von Wasserstoff in die Wege leiten, das ist mein Ziel.“
„Ich will die gesamte Lieferkette miterleben – von der Produktion in der Ferne bis zur Ankunft in Rotterdam und vom Spalten bis zum Transport des Wasserstoffs in einer Pipeline zum Endkunden. Das wäre fantastisch“, sagt Mark Stoelinga, der seit drei Jahren bei der Port of Rotterdam Authority tätig ist. Als Business Manager konzentrierte er sich auf den Aufbau des Wasserstoffnetzwerks im Hafen. Seit etwa einem Jahr leitet er das Team Energie & Infrastruktur. Mit seinem Team setzt er sich für die Entwicklung neuer Energieströme und der notwendigen Infrastruktur ein, also zum Beispiel für Wasserstoff und Pipelines. „Das ist manchmal kompliziert. Ein Außenstehender mag denken: Wasserstoff ist die Lösung unserer Probleme. Man unterschätzt dabei, wie viel Zeit dies in Anspruch nehmen wird. Die Dimensionen im Hafen sind riesig. Die nötigen Projekte sind auch riesig. Und der Start mit erneuerbarem Strom war nicht einfach, auch wenn dieser mittlerweile oft billiger als fossile Energie ist. Zu verdanken ist das der Förderung durch die Regierung und dem Mut der Unternehmen. Aber man braucht schon Durchhaltevermögen.“
Proaktiv statt reaktiv
Stoelinga ist realistisch und gleichzeitig hoch motiviert, etwas zu bewirken. Er und seine Frau haben viele Jahre lang im Ausland für Air Products gearbeitet. Vor zehn Jahren kehrte die Familie zurück, um die Kinder in den Niederlanden aufwachsen zu lassen. „Ich habe damals für ein großes Ingenieurbüro gearbeitet und die niederländische Industrie wieder neu kennengelernt. Gegen 2020 beschloss ich, dass die Zeit reif für etwas anderes war. Ich wollte bei der Energiewende ganz vorne dabei sein: proaktiv und nicht reaktiv.“ Er arbeitete zunächst bei Air Liquide und wechselte später zur Port of Rotterdam Authority: „Ich möchte der Gesellschaft etwas zurückgeben. Das ist es, womit ich mich für den Rest meiner Karriere beschäftigen möchte. Was können wir gemeinsam tun, um die Auswirkungen des Klimawandels einzudämmen? Das ist nicht einfach, aber ich möchte meinen Teil dazu beitragen.“
Klare Ziele
Die Ziele sind klar: ein CO2-neutrales Europa bis 2050. Stoelinga: „Ich wünsche mir eine saubere, bessere und gesunde Welt. Der Temperaturanstieg ist allerdings wirklich dramatisch. Und es gibt immer mehr Phänomene, die man beobachten kann. Wir bewegen uns in die falsche Richtung.“ Wie er positiv bleibt? „Ich versuche, die Dinge für mich in kleine Stücke zu zergliedern. Ich finde es wichtig, dass man tatsächlich etwas erreicht. Irgendwo muss man ja anfangen.“ Er erwähnt die Wasserstoffpipeline vom Rotterdamer Hafen zu Chemelot und nach Deutschland: „Es ist so wichtig, jetzt damit zu beginnen. Dass gerade bekannt wurde, dass der nächste Schritt, der Delta Rhine Corridor, sich verzögert, fühlt sich wie ein Tiefschlag an.“ Für Mark Stoelinga bedeutet das konkret: „Im Jahr 2030 möchte ich, dass grünes Ammoniak nach Rotterdam importiert wird und dass wir es hier zu Wasserstoff spalten und ins Hinterland und nach Deutschland transportieren. Wir sind ein wichtiger Energiehafen für Deutschland und wir wollen das auch bleiben, allerdings für grüne Energie.“ Dafür muss der Importfluss in Gang kommen und es müssen weltweit mehr Elektrolyseure gebaut werden. „Es gibt noch so viel zu tun. Aber ich habe in meinen Jahren im Ausland gesehen: Es kann auch sehr schnell gehen. Wenn man sich für die Sache einsetzt.“
„Ich versuche, die Dinge für mich in kleine Stücke zu zergliedern. Ich finde es wichtig, dass man tatsächlich etwas erreicht. Irgendwo muss man ja anfangen.“
Wasserstoffträger
Ammoniak wird als wichtiger Träger für Wasserstoff betrachtet. „Es ist eine Chemikalie, die bereits in großen Mengen hergestellt wird. Sie können von Hunderten von Millionen Tonnen pro Jahr ausgehen.“ Nach Stoelingas Ansicht ist es einfach zu lagern, zu transportieren, anzulanden und weiterzuleiten. „Es ist verfügbar. Man kennt sich damit aus.“ Gleichzeitig bedeutet das nicht, dass es leichtfertig gehandhabt werden kann: „Alles muss klar und vor allem sicher geregelt sein. Und genau das ist es, wofür wir als Port of Rotterdam Authority eintreten, und woran wir mit unseren Partnern arbeiten. Als Port of Rotterdam Authority arbeiten wir mit Unternehmen, Gemeinden, DCMR, Ministerien und auch mit Brüssel zusammen.“ Stoelingas Aufgabe ist es, zu beurteilen, ob der Hafen für das, was kommt, bereit ist.„Ich glaube, wir werden rechtzeitig bereit sein. Wir haben frühzeitig damit angefangen. Mit der richtigen Vorbereitung können wir Ammoniak bald sicher abfertigen, so wie es jetzt schon mit vielen anderen Stoffen der Fall ist.“ Aber es kommen größere Mengen, und das ist für alle neu und ungewohnt. „Ich verstehe, dass es Fragen geben wird. Deshalb organisieren wir Anwohnerabende. Wir engagieren uns im NOVEX, dem Raumordnungsprogramm in der Region Rotterdam, bei dem wir mit der Veiligheidsregio (Sicherheitsregion), der Feuerwehr und der Gemeinde zusammenarbeiten. Denn wie bringt man ein Wohngebiet mit der Energiewende und neuen Stoffen zusammen? Wir nehmen das sehr ernst.“ Dass sich einiges ändern wird, das ist sicher. Stoelinga: „Es ist ein Wandel. Es kommen mehr Sonnenkollektoren, mehr Offshore-Windkraft, mehr Elektrolyse. Wärme wird genutzt werden. Wasserstoff wird hergestellt werden. Es muss gegraben werden. Alle möglichen Initiativen werden entstehen. Ganz ehrlich? Daran bin ich sehr gerne beteiligt. An diesem Wandel.“
Zeit zu geben
Seine Jahre im Ausland haben Mark Stoelinga um viele Erfahrungen bereichert. Er kann nachvollziehen, dass es Menschen gibt, die noch nie in den Genuss von Luxusaktivitäten wie Urlaub und Fliegen gekommen sind und jetzt aber danach verlangen. „Ich denke, wir in der westlichen Welt haben sehr lange von all den Rohstoffen und Ressourcen profitiert. Es ist jetzt an der Zeit, etwas zurückzugeben, anstatt nur zu nehmen.“ Die Maßnahmen der Regierung zeigen seiner Meinung nach Wirkung: „Wenn die Energie teuer ist, fahren wir häufiger mit der Bahn und drehen die Heizungen runter. Wir können es, aber es passiert nicht automatisch.“ Er und seine Familie versuchen, viele grüne Initiativen zu unterstützen. Er isst zu Hause kein Fleisch, fährt mit dem Zug in den Urlaub, besitzt kein Auto und man sieht ihn jeden Tag mit dem Fahrrad über die Erasmusbrücke ins Büro radeln. „Ich denke, wir sind auf einem guten Weg, aber man braucht Durchhaltevermögen.“
„Ein nachhaltiger Hafen: Das ist einfach großartig“
Wie wird der Hafen der Zukunft aussehen? „Ich bin Ingenieur und Realist. Am jetzigen Aussehen wird sich nicht viel ändern. Aber da, wo man es nicht sieht, im Maschinenraum, da ändert sich eine ganze Menge.“ Er spricht von Schiffen, Unternehmen, die mit anderen Brennstoffen und Rohstoffen arbeiten und von allem, was sich jetzt in den Pipelines befindet. „Noch ist das fossil. In 25 bis 30 Jahren wird es nachhaltig sein. Und das ist einfach großartig.“ Stoelinga: „Die Kohle wird verschwinden und andere Dinge werden ihren Platz einnehmen. Die Fabriken werden bleiben. Wir werden auch weiterhin Schornsteine sehen, doch es wird Wasserdampf herauskommen. Und natürlich werden wir mit Porthos auch CO2 abscheiden.“ Grüne Aussichten mit dröhnenden Eisenbahnen? Das sieht Stoelinga nicht unbedingt so: „Solange man weiß, was unter der Motorhaube passiert. Ich bin sicher, dass es mehr Grün auf den Dächern geben wird. Aber für die Energiewende wollen die Menschen mehr Freiraum. Raum, den wir nicht überall haben. Das ist ein Spiel, das immer weitergeht.“
Sollte Stoelinga jemals die Port of Rotterdam Authority verlassen, möchte er einiges erreicht haben. Er nennt ein Beispiel aus dem letzten Jahr, als in einem Pilotprojekt Bio-Ammoniak aus den Vereinigten Staaten über Rotterdam nach Deutschland transportiert wurde. „Das gefällt mir. Wenn wir im Jahr 2030 demonstrieren könnten, dass dies auch für Wasserstoff möglich ist, wäre ich sehr glücklich. Den ganzen Fluss in die Wege leiten: Das ist mein Ziel.“
Dünung
In dieser Rubrik trifft man Menschen, die sich für intelligente und nachhaltige Lösungen im Hafen und für die Erde allgemein einsetzen. Lassen Sie sich von ihnen inspirieren und helfen sie mit, diese Lösungen umzusetzen.