Nachhaltigkeit

„Wir sind es unserer Stadt und unserem Ruf schuldig, echte Ergebnisse zu erzielen.“

2 Juli 2024
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Lesedauer: 6 Minuten

Früher stand er am Ruder des beliebten Rotterdamer Nachtclubs Off-Corso. Jetzt repräsentiert er den Rotterdam Makers District als das Innovationszentrum des Rotterdamer Hafens. Rotterdamer Trendsetter Jouke Goslinga, Programmleiter RDM & M4H: „Auf der Maasvlakte passieren großartige Dinge, aber man muss schon ein Stück schwimmen, bis man dort ist. Dieses Hafengebiet hat das Zeug dazu, dem neuen innovativen Hafen ein Gesicht zu geben.“ 

Jouke Goslinga

RDM (die historische Werft der Rotterdamsche Droogdok Maatschappij) und M4H (Merwe-Vierhavens) gehören zur Stadt Rotterdam und bilden zusammen den Rotterdam Makers District. Hier arbeiten die Stadt Rotterdam und die Port of Rotterdam Authority gemeinsam an der Entwicklung einer neuen innovativen Umgebung. Jouke arbeitet seit zwölf Jahren für die Port of Rotterdam Authority an diesem Gebiet. „Vor 15 Jahren gab es keine RDM, keinen SmartPort, keine iTanks. Und schauen Sie sich es jetzt an“, sagt er stolz. „Durch die Entwicklung dieses Gebiets wird Rotterdam wieder zu einer Hafenstadt. Als Aushängeschild ist das unvergleichlich. Der Hafen zieht an diesem Ort nicht weg, sondern es entsteht eine neue Verbindung von Stadt und Hafengebiet, und zwar nachhaltig.“ Er führt weiter aus: „Das inspiriert junge Leute dazu, im Hafen zu arbeiten. Hier können sie zu den entscheidenden Themen des Wandels einen echten Beitrag leisten.“ 

In den letzten Jahren bestand Joukes Aufgabe darin, sicherzustellen, dass das Projekt auch kommerziell einen Sinn ergibt. Eine Herausforderung für jemanden, der als Kind keine Ahnung hatte, was er später einmal werden wollte: „Ich wusste vor allem, was ich nicht werden wollte.“ Er zählt auf: „Keine BWL, Biologie und kein Jura. Und schon gar nicht etwas Medizinisches, denn meine Eltern waren beide Ärzte. Das wollte ich auf keinen Fall.“ Letztendlich entschied er sich für ein Studium an der TU Delft. Nach seinem Studium landete er in der Unternehmenswelt, doch Ende der neunziger Jahre hatte er genug davon. Er wechselte von der Hauptstadt nach Rotterdam und stieg bei der beliebten Diskothek Off-Corso ein. „Das war wirklich ein erfrischender Kulturschock. Ich war an geordnete Sitzungen mit Tagesordnungspunkten und Protokollen gewöhnt. Im Off-Corso wurden die Haustiere mitgebracht und jeder ging einfach ans Telefon. Es war eine tolle Zeit: „Ich schätze Menschen, die wirklich etwas bewirken. Die sich trauen, ihre Gefühle zu zeigen.“

„Durch die Entwicklung dieses Gebiets wird Rotterdam wieder zu einer Hafenstadt. Als Aushängeschild ist das unvergleichlich. Der Hafen zieht an diesem Ort nicht weg, sondern es entsteht eine neue Verbindung von Stadt und Hafengebiet, und zwar nachhaltig.“

Der Hafen ist attraktiv UND innovativ 

Jouke genoss die Zeit im Club. Bereits damals (2005) sagte er in einem Interview: „Ich schätze Menschen, die wirklich etwas bewirken. Die sich trauen, ihre Gefühle zu zeigen.“ Das wurde zum Leitmotiv seiner Karriere. Sein heutiger Arbeitsplatz im RDM-Gebiet beherbergt zahlreiche Start-ups, die wirklich etwas auf die Beine stellen. Er nennt zum Beispiel Tethrahedon, ein Unternehmen, das mit zwei Personen startete und heute aus einem Team von 10 Personen besteht. Das Unternehmen baut einen mehr als 100 Meter hohen Kran, mit dem die jetzige Offshore-Flotte auch die neueste Generation von Windturbinen installieren kann. Oder X-laboratory, das laut Jouke durch Robotisierung in der Offshore-Windbranche die reinste Science-Fiction darstellt. Aber auch RAMLAB, der 3D-Drucker für Schrauben. Und Captain AI: Damit können ein Schiff und ein Betriebssystem kontinuierlich voneinander lernen. „Oder Zepp Solutions, ein Unternehmen im Bereich Wasserstoff. Ich wünsche mir viel mehr Unternehmen wie diese.“ Welches ist sein Favorit? „Natürlich gefallen uns alle Beteiligten gleichermaßen. Aber es ist großartig, dass wir gerade einen Qualitätssprung machen. Vor zehn Jahren waren wir schon froh, wenn ein Unternehmen, das etwas mit Technologie macht, bei RDM dabei sein wollte. Jetzt konzentrieren wir uns mehr und mehr auf die Innovationsprioritäten des Hafens.“ Er erklärt: „Der Hafen ist zurzeit sehr stark auf zwei Säulen ausgerichtet: Energiewende und Rohstoffwandel. Und damit verflochten ist die Digitalisierung. Wir wollen sicherstellen, dass die Start-ups hier die Gewinner von morgen in diesen Bereichen sind.“ Er erwähnt, wie wichtig es ist, zusammenzuarbeiten: „Ziel ist es, dass alle Ebenen der Bildungssysteme beteiligt werden. Und dass Unternehmen entstehen. Diese Unternehmen werden über den Hafen Aufträge erhalten. Das ist unser Alleinstellungsmerkmal. Damit haben wir anderen Städten immer etwas voraus. Wenn wir dafür sorgen, dass wir die Innovationen in das regionale Ökosystem integrieren. Damit zeigen wir, dass der Hafen attraktiv und innovativ ist.“ 

Den Hafen nachhaltiger gestalten

Jouke ist ein „enormer Teamplayer“ und es spornt ihn an, wenn Menschen sich weiterentwickeln. „Ich finde Menschen mit Tatendrang einfach großartig. Und mir gefällt die Devise under promise, over deliver.“ Deshalb findet er Rotterdam so spannend: „Die Stadt ist echt und rau. Weil Rotterdam unglaublichen Einsatz zeigen muss. Und sogar noch härter arbeiten muss, um bestimmte Erfolge zu erzielen. Damit wir es auch wirklich schaffen, den Hafen ein bisschen nachhaltiger weiterzugeben.“ Er möchte Menschen in der Altersgruppe von 15 bis 40 Jahren inspirieren. Der Hafen ist traditionell konservativ und geschlossen. Ich möchte einen offenen Cluster schaffen. Wir sind es unserer Stadt und unserem Ruf schuldig, echte Ergebnisse zu erzielen.“ Er sieht einen Wandel im Hafen: „Es geht nicht nur um Quantität, sondern vor allem um Qualität. Wir bemühen uns um mehr Nachhaltigkeit. Und gesellschaftliche Werte sind wichtig geworden. Die Botschaft, das Image und die Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen und Talenten können mehr wert sein als die Miete. Wir müssen als Rotterdamer Hafen einen Mehrwert bieten. Hier gibt es gute Möglichkeiten für die verarbeitende Industrie.“ 

Jouke Goslinga

Mit dem Kopf in den Hafenwolken 

Hat Jouke einen Lieblingsort auf der RDM oder den M4H? „Das Loft über dem Innovation Dock ist für mich ein magischer Ort. Von dort aus hat man einen Blick auf den Dockhafen und im Inneren kann man die industrielle Decke bewundern: ein echtes Überbleibsel der alten Maschinenhalle. Das Loft befindet sich eine Etage über den Produktionsstätten. Mit ein wenig Phantasie wähnt man sich mitten in den Hafenwolken.“ Aber auch die U-Bootwerft mit der Glaswand sei der Wahnsinn, meint Jouke. „Und natürlich das Padelfeld am Kai.“ Hat die RDM ein eigenes Padel-Spielfeld? „Und ob! Das schönste auf der ganzen Welt.“ 

Für Jouke gibt es noch viele Herausforderungen in „seinem“ Gebiet: „Das Innovationsökosystem in Rotterdam muss einfacher werden und alle sollten sich gegenseitig stärken. In den letzten 15 Jahren wurde viel erreicht. Fantastisch, aber jetzt müssen wir das Ganze auch wieder einmal kritisch beleuchten.“ Er ist der Meinung, dass Fachwissen gebündelt werden sollte. „Die entscheidenden Elemente müssen viel näher beieinander liegen. Und zwar auf der RDM, wo sonst?“ Jouke hofft auf Verstärkung für die Parteien. „Wir wollen hier so viel Energie und fruchtbaren Austausch schaffen, dass es für Unternehmen unumgänglich wird, sich hier niederzulassen.“ Sein festes Ziel: „Dies soll das Aushängeschild des neuen, nachhaltigen Hafens werden. Und ich möchte alle dazu aufrufen und einladen, am Aufbau mitzuwirken.“ 

DÜNUNG

In dieser Rubrik trifft man Menschen, die sich für intelligente und nachhaltige Lösungen im Hafen und für die Erde allgemein einsetzen. Lassen Sie sich von ihnen inspirieren und helfen sie mit, diese Lösungen umzusetzen. 

Maud Eijgendaal
„Ohne Rohstoffwandel ist eine Energiewende nicht möglich.“
Randolf Weterings
„Die Zeit, über Wasserstoff zu reden, ist vorbei. Jetzt wird umgesetzt.“
Maaike Akkers
„Die Infrastruktur für die Energiewende ist auf Kurs.“
Jouke Goslinga
„Wir sind es unserer Stadt und unserem Ruf schuldig, echte Ergebnisse zu erzielen.“
Douwe
„Im Hafen kann man echte Klimaknaller schaffen“