„Veränderungen sind alles andere als einfach, aber wir sind auf dem richtigen Weg.“
Die Energiewende ist zweifelsohne einer der wichtigsten Schlüsselfaktoren unserer Zeit. Sie ist eine direkte Folge der Notwendigkeit, eine nachhaltigere (Um)Welt zu schaffen. Für die EU ist dies aufgrund des Krieges in der Ukraine und der Notwendigkeit, weniger abhängig von russischem Gas zu sein, noch dringlicher geworden.
Sauberere, nachhaltigere Alternativen, wie LNG-Flüssiggas, werden derzeit analysiert. Bei Nachhaltigkeit geht es jedoch um mehr. Denn Kreislaufwirtschaft, Landstrom, Digitalisierung und effizientere Lieferketten gehören ebenfalls als Komponenten zu einer nachhaltigen Zukunft. Nachhaltiges Denken kann nicht länger ignoriert werden. Das bietet reichlich Möglichkeiten für den Stückgut-(Breakbulk)-Sektor.
Europa übernimmt eine Vorreiterrolle und hat sich das Ziel gesetzt, bis 2050 CO2-neutral zu sein. Die Vereinbarung sieht vor, die CO2-Emissionen bis 2030 um 55 Prozent im Vergleich zu 1990 zu reduzieren. Der Schwerpunkt der Diskussionen ist nun das „Wie“.
Zukunftsszenarien 2050
Der Hafenbetrieb Rotterdam hat dazu verschiedene Zukunftsszenarien für 2050 ausgearbeitet. „Bei Betrachtung der Auswirkungen, welche die Nachhaltigkeit auf das Stückgut (Breakbulk) hat, sehen wir in den meisten dieser Szenarien einen steigenden Umschlag. In drei der vier Szenarien sehen wir, dass der Anteil von Stückgut (Breakbulk) am Gesamtvolumen zunimmt", eröffnet Hugo du Mez, Berater - Strategie & Analyse beim Hafenbetrieb Rotterdam.
Der Hafenbetrieb Rotterdam legt für den Stückgut-(Breakbulk)-Sektor zwei Nachhaltigkeitsachsen fest. „Einerseits Lagerung und Umschlag oder anders gesagt, sich verändernde Warenströme. Andererseits geht es um die Nachhaltigkeit der verschiedenen Glieder der Lieferkette - was tun zum Beispiel die Stückgut-(Breakbulk)-Terminals selbst?", fügt Joost Eenhuizen, Business Manager Breakbulk & Offshore Industry beim Hafenbetrieb Rotterdam, hinzu.
Verändernden Warenströme
Für die Lagerung und den Umschlag unterstreicht der Business Manager die sich verändernden Warenströme, zum Beispiel bei Nichteisenmetallen, aber auch bei neuen Materialien wie Lithium und beim Stahlumschlag: „Das Gesamtvolumen wird weiter wachsen - zum Teil aufgrund der steigenden Elektrifizierung. Und das gilt auch für die Diversität der Warenströme.“
„Das ist auch auf die Änderung der Lieferketten und eine Verlagerung von Rohstoffen zu Halbfertigprodukten zurückzuführen. Oder besser gesagt eine Verlagerung von Massengut zu Stückgut (Breakbulk). Auf lange Sicht wird sich zeigen, ob diese Veränderungen von Dauer sind oder nicht. Sicher ist jedoch, dass sich die Nachhaltigkeit positiv auf den Breakbulk-Sektor in Rotterdam auswirkt", fügt Du Mez hinzu.
Damit meint er konkrete Projekte, wie zum Beispiel die steigende Anzahl von Offshore-Windparks. Die Nachfrage nach Nichteisenmetallen wie Kupfer, Nickel, Lithium und Aluminium steigt auf ein noch nie dagewesenes Niveau, was zum Teil auf die wachsende Zahl dieser Windparks zurückzuführen ist.
Entscheidende Rolle Breakbulk
Für Schwergut und Projektladung sind die Auswirkungen unter Umständen noch größer. Produktionsanlagen auf der ganzen Welt, die derzeit mit Kohle oder anderen fossilen Brennstoffen betrieben werden, stellen auf sauberere Energiequellen um. Der Umschlag und Transport von Komponenten für Elektrolyseure, Wasserstoffspeicher, Kompressoren und Batteriestationen treibt natürlich auch die Stückgut-(Breakbulk)-Lieferketten an. „Stückgut (Breakbulk) spielt dabei eine entscheidende Rolle“, sagt Du Mez.
„Zum anderen schauen diese Stückgut-(Breakbulk)-Terminals selbst auch nicht tatenlos zu“, setzt Eenhuizen fort. „Sie konzentrieren sich zunehmend auf die Elektrifizierung. Dabei investiert das Terminal in Solaranlagen und werden dieselbetriebene Geräte durch sauberere elektrische Geräte ersetzt. Landstrom ist damit ebenfalls ein heißes Thema für Stückgut-(Breakbulk)-Terminals."
Landstrom
Du Mez bezeichnet Landstrom sogar als DAS große Thema der Stunde: „Derzeit ist Landstrom für Stückgut-(Breakbulk)-Schiffe noch nicht gesetzlich vorgeschrieben, wobei die Entwicklungen darin jedoch bereits ihre Schatten vorauswerfen." Er weiß, dass es auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft noch einige Hürden zu nehmen gilt: „Veränderungen sind alles andere als einfach. Besonders bei Stückgut-(Breakbulk)-Terminals ist Fachwissen entscheidend, da die Terminals sehr unterschiedlich sein können. Das macht die Sache besonders komplex. Aber wir sind auf dem richtigen Weg.“
Das Pilot-Abkommen zwischen dem Hafenbetrieb, der Reederei Cargow und dem Steinweg-Terminal im Rotterdamer Eemhaven ist ein perfektes Beispiel dafür. Der Anschluss von Mehrzweckschiffen an Landstrom während ihres Aufenthalts in Rotterdam senkt die CO2-Emissionen um mehr als zehn (10) Prozent. „Solche Projekte bringen allen Beteiligten, auch uns als Hafenbetrieb, Informationen und Fachwissen, mit denen wir wiederum andere Terminals und Parteien unterstützen können", sagt Du Mez abschließend.