Machbarkeitsstudie prüft Delta Corridor Pipelineverbindung zwischen den Niederlanden und Deutschland
In dieser Woche starten der Hafenbetrieb Rotterdam und die Rotterdam Rijn Pijpleiding Company (RRP) eine gemeinsame Machbarkeitsstudie zur Entwicklung und zum Bau einer sogenannten Delta-Corridor Pipelineverbindung für verschiedene Produkte wie beispielsweise Wasserstoff (H2) ströme. Die Pipelines sollen den Hafen Rotterdam, den Industriepark Chemelot (Limburg) und Nordrhein-Westfalen verbinden. Das potentielle Pipeline-Projekt mit dem Namen Delta Corridor kann die strategische Position des Rotterdamer Hafens in Nordwesteuropa stärken, bietet Chemelot (Limburg) weitere Nachhaltigkeitschancen und könnte sich zu einer wichtige Versorgungsroute für die deutsche Industrie entwickeln die dadurch gleichzeitig CO2-Emissionen reduzieren kann.
Die Machbarkeitsstudie wird in einem ersten Schritt vom Hafenbetrieb Rotterdam und der RRP (Ruhr Oel Raffinerie und bp) in Zusammenarbeit mit den niederländischen Ministerien für Infrastruktur und Wasserwirtschaft, für Wirtschaft und Klima sowie für Inneres und Äußeres durchgeführt. Im weiteren Verlauf beabsichtigen die Beteiligten, weitere Kooperationen möglich zu machen, damit sich auch andere Interessierte dem Projekt anschließen können.
Hochgesteckter Übergangsplan Deutschland
Das Projekt setzt auf bereits erfolgten Untersuchungen auf, die vom Hafenbetrieb, Chemelot (Limburg) und dem niederländischen Staat durchgeführt wurden. Damit ist bereits ein positives Signal für die Stärkung der West-Ost-Verbindungen gegeben, sofern die Nachfrage aus Deutschland ausreichend steigt.
Letzteres scheint der Fall zu sein, da Deutschland in diesem Jahr die nationale Wasserstoffstrategie und einen entsprechenden Förderrahmen in Höhe von knapp neun (9) Milliarden Euro vorgelegt hat, bei dem der Import von H2 in beträchtlichem Umfang über Rotterdam erfolgen könnte. Wasserstoff wird sowohl als Energieträger als auch als Rohstoff beispielsweise in der Petrochemie und der Stahlindustrie eingesetzt.
Das Hafenbetrieb-RRP-Team konzentriert sich schwerpunktmäßig auf die technischen und kommerziellen Aspekte der Pipelines für Wasserstoff, CO2, LPG und Propylen mit Blick auf die verschiedenen Industriecluster und Unternehmen in den Niederlanden und Deutschland. Im Prinzip werden die Pipelines als sogenannte „Common Carrier Pipelines" entwickelt, wobei verschiedene Parteien diese Pipelines nutzen können. Abgesehen von der Lieferung von Produkten, die zur Nachhaltigkeit beitragen, reduzieren die unterirdischen Pipelines auch die Notwendigkeit des Transports per Bahn.
Manager Delta Corridor vom Hafenbetrieb Rotterdam, Edwin van Espen, äußert sich zur Bedeutung dieses Projekts: „Der Druck hinsichtlich der rechtzeitigen Umsetzung der Klimaziele steigt. Der Delta Corridor spielt in dieser Hinsicht eine wichtige Rolle für Industriecluster in den Niederlanden und Deutschland. Auf diese Weise trägt das Projekt zu einer nachhaltigen Wirtschaft, zu Wohlstand und Beschäftigung bei. Darüber hinaus ergibt sich ein positiver Effekt auf die Lebensqualität entlang der Schiene, da ein unterirdischer Pipelinekorridor das Schienennetzwerk entlastet.“
Importfunktion Rotterdam
Zur Deckung der steigenden Nachfrage insbesondere nach Wasserstoff hat Rotterdam in den letzten Monaten eine Reihe von Partnerschaften mit zahlreichen Ländern geschlossen, darunter Portugal, Marokko, Oman, Australien, Chile, Brasilien und Kanada. Mittels dieser wichtigen Importfunktion will Rotterdam seine Position als Energiehafen Nordwesteuropas auch für die Zukunft sichern. Dies bringt erhebliche wirtschaftliche Vorteile für die niederländische Wirtschaft mit sich.
Die vorgesehene Trasse des Delta Corridor soll von Rotterdam über Moerdijk, Tilburg und Venlo nach Chemelot und Nordrhein-Westfalen verlaufen. Da die kombinierte Installation verschiedener Pipelines erhebliche Synergieeffekte mit sich bringt, wird im Rahmen der Inventarisierung von Lieferanten und Abnehmern auch direkt untersucht, inwieweit Bedarf für die Erweiterung des geplanten Bündels um zusätzliche Pipelines für andere Produkte und Stromkabel vorhanden ist. Es werden zudem Möglichkeiten geprüft, andere Industriecluster in den Niederlanden und Belgien an das Pipeline-System anzuschließen.
Ein bedeutender Teil der Trasse deckt sich mit der Lage der bestehenden RRP-Pipelines. Seit den 1960er Jahren werden über diese Pipelines jährlich Dutzende Millionen Tonnen an Rohstoffen und Produkten zwischen Rotterdam und Nordrhein-Westfalen transportiert.
Die Rotterdam Rijn Pijpleiding Maatschappij N.V. (RRP)
RRP besitzt zwei Pipelinesysteme mit einer Gesamtlänge von 457 Kilometern für den Transport von Rohöl von Rotterdam zu Raffinerien in Westdeutschland und Produkten (Diesel, Heizöl, Jet Fuel und Naphtha). Aktionäre von RRP sind Shell, Ruhr Oel und BP.
RRP kann Rohöl von den großen Tanklägern in Botlek, Europoort und Maasvlakte sowie Produkte von zwei Raffinerien rund um Rotterdam erhalten. Das Rohöl wird nach Venlo gepumpt, wo RRP ein Tanklager hat. Von dort wird es zu den deutschen Raffinerien in Gelsenkirchen und Köln gepumpt. Die Produkte werden von den Rotterdamer Raffinerien an die niederländisch-deutsche Grenze gepumpt. Dort wird es an die Rhein-Main-Rohrleitung (RMR-GmbH) übergeben, die die Produkte zu verschiedenen Terminals und Chemieunternehmen in Deutschland weitertransportiert. Die Anlage hat eine Transportkapazität von ca. 25 Mio. Tonnen Rohöl pro Jahr und ca. 10 Mio. Tonnen Produkte.