Ankündigung der Schließung der Chemiewerke LyondellBasell/Covestro (Maasvlakte) und Tronox (Botlek): „ein schwerer Tag für den Hafen“

18 März 2025
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Lesedauer: 3 Minuten

LyondellBasell/Covestro und Tronox kündigten kurz hintereinander an, dass sie ihre Chemiewerke in Rotterdam schließen werden. Zunächst einmal sind dies schlechte Nachrichten für die Beschäftigten, denen der Verlust ihrer Arbeitsplätze droht. Die Schließungen sind auch eine Belastung für den Rotterdamer Hafen und die Gruppe von Chemieunternehmen im Hafengebiet.

LyondellBasell

LyondellBasell ist mit einer Europazentrale in der Innenstadt vom Rotterdam und Standorten in Botlek, Europoort und auf der Maasvlakte vertreten. Das Werk von LyondellBasell (PO11) auf der Maasvlakte, das jetzt geschlossen wird, ist eine der neuesten und größten chemischen Anlagen im Hafen, was die Wertschöpfung angeht. Hier stellt das Unternehmen Grundstoffe her, die beispielsweise in Dämmstoffen, Matratzen, Möbeln, Farben, Elektronik, Medikamenten, Lebensmittelverpackungen und Windkraftanlagen verwendet werden. Tronox ist ebenfalls ein weltweit tätiges Chemieunternehmen. Seit Jahrzehnten werden in Botlek Pigmente für die Farben-, Kunststoff- und Papierindustrie hergestellt. Das Unternehmen ist Teil des eng zusammenarbeitenden Chlor-Clusters. Die Produktion des Unternehmens wurde vor Kurzem bereits stillgelegt.

Boudewijn Siemons, CEO der Port of Rotterdam Authority, berichtet: „Die angekündigte Schließung dieser führenden Chemieunternehmen und der Verlust von Hunderten von Arbeitsplätzen ist ein schwerer Tag für den Hafen. Die Industrie in Rotterdam bildet die Grundlage für viele Produkte, die wir täglich benutzen. Sie ist von großem Wert für unsere Wirtschaft und Gesellschaft, vor allem, da Europa eine größere Autarkie anstrebt. Deshalb müssen wir in den Niederlanden und in Europa jetzt wirklich alle Register ziehen, damit Nachhaltigkeit und Erhalt der Industrie Hand in Hand gehen können. Gerade durch eine intensive Zusammenarbeit können die Unternehmen im Rotterdamer Hafen effizient produzieren. Wir können es uns nicht leisten, weitere wichtige Akteure zu verlieren.“

Chemiemarkt in Europa unter Druck

LyondellBasell hatte zuvor eine strategische Überprüfung seiner Aktivitäten in Europa durchgeführt. Auch Tronox hat vor Kurzem eine ähnliche Analyse vorgenommen. Beide Unternehmen argumentieren, dass die Schließung der Anlagen eine Folge der Marktbedingungen für den Chemiesektor in Europa ist. LyondellBasell spricht von „anhaltendem Druck auf die Rentabilität durch weltweite Überkapazitäten, einem Anstieg der Importe aus Asien und von hohen Kosten der europäischen Produktion“. Die Port of Rotterdam Authority hat seit langem festgestellt, dass immer mehr Unternehmen damit zu kämpfen haben, und hat, auch gemeinsam mit betroffenen Unternehmen und Regierungen, wiederholt seine Besorgnis über das Investitionsklima für den Chemiesektor in den Niederlanden und Europa zum Ausdruck gebracht.

Frühere Signale und Schließungen

Der Hafen von Rotterdam beherbergt den größten Petrochemie-Cluster Europas. Die Unternehmen arbeiten eng miteinander und mit Unternehmen im größeren Industriedreieck von Rotterdam, Antwerpen und dem Ruhrgebiet zusammen, auf das 40 % der petrochemischen Produktion in Europa entfallen. Die Port of Rotterdam Authority stellt fest, dass Unternehmenszentralen in der gesamten Region, einschließlich des Rotterdamer Hafens, ihre Präsenz und Investitionen in Europa überdenken.

Die Schließung der Anlagen von LyondellBasell/Covestro und Tronox ist das Ergebnis dieser Entwicklung. Im vergangenen Jahr wurde das Kunststoffwerk von Indorama geschlossen, der Chemieproduzent Westlake stellte die Produktion ein, und zuvor schloss AluChemie in Rotterdam seine Tore. Die Port of Rotterdam Authority sieht nun eine starke Beschleunigung dieser Entwicklungen und fordert die niederländische Regierung erneut nachdrücklich auf, im Rahmen des Frühjahrsmemorandums alles zu tun, was für die Industrie möglich ist. Die Unternehmen in den Niederlanden haben im Vergleich zu den Nachbarländern und im internationalen Vergleich zusätzliche Belastungen zu tragen, die durch Energiesteuern, Netztarife, die CO2-Steuer, Stickstoffvorschriften, Netzengpässe und Regulierungsdichte verursacht werden. Auch die vorgeschlagene Kunststoffabgabe passt in dieses Bild.

Integration als Stärke und Verwundbarkeit

Die Unternehmen in Botlek, einschließlich des Chlor-Clusters, sind in die Ketten der anderen Unternehmen eingebunden und durch unterirdische Pipelines miteinander verbunden. Die Unternehmen nutzen auch die in Botlek ansässigen Logistikdienstleister und Lieferanten. Dies ermöglicht ihnen, effizient zusammenzuarbeiten und zu produzieren. Das macht den Rotterdamer Hafen zu einem attraktiven Produktionsstandort, auch wegen seiner guten Erreichbarkeit und Anbindung an die Industrie in Westeuropa. Gleichzeitig macht sie die Unternehmen jedoch auch voneinander abhängig. Der Wegfall von Produktionsstandorten wirkt sich daher auf den gesamten Cluster aus.