Nachhaltigkeit

Die Hafenbetreiber von Rotterdam und Antwerpen-Brügge drängen auf schnelle Umsetzung des Clean Industrial Deals

27 Februar 2025
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Lesedauer: 4 Minuten

Die Verantwortlichen der Häfen Port of Rotterdam und Port of Antwerp-Bruges begrüßen den „Clean Industrial Deal“, mit dem die Europäische Kommission die Wettbewerbssituation der europäischen Industrie stärken möchte. Die Häfen unterstützen die Strategie, Wirtschaftsleistung und nachhaltigen Wandel zu verknüpfen, und betonen, dass es nun an der Zeit sei, die angekündigten Maßnahmen umzusetzen. Im aktuellen geopolitischen Kontext sei es dringender denn je, ein stärkeres, unabhängigeres Europa zu schaffen.

Luchtfoto Botlek Vondelingenplaat
Foto: Martens Multimedia

Regelmäßig hören die Geschäftsführer beider Häfen von anderen internationalen Hafenverantwortlichen, dass sie über ihre Präsenz und ihre Investitionen in Europa nachdenken. CEO Siemons (Rotterdam) und CEO Vandermeiren (Antwerpen-Brügge): „Es gibt nicht die eine simple Lösung; es ist ein Zusammenspiel von Maßnahmen. Wenn wir unsere Industrie und unseren Wohlstand für künftige Generationen erhalten wollen, müssen wir jetzt Worte in Taten umsetzen.“

Mit der Präsentation des Maßnahmenpakets appelliert die Europäische Kommission (an die nationalen Regierungen), kurzfristig Maßnahmen zur Energiepreisgestaltung, Koordinierung der Infrastruktur und zur EU-Gesetzgebung zu ergreifen. Diese Faktoren gehören zu den größten Herausforderungen für Unternehmen in der Region Antwerpen-Rotterdam-Rhein-Ruhr, einer der wichtigsten Industrieregionen Europas und das viertgrößte Chemiecluster weltweit. Die Häfen sind sich denn auch einig darin, dass eine europäische Strategie mit nationalen Maßnahmen einhergehen sollte.

 Drei Punkte aus dem Paket sind für die Häfen von größter Bedeutung:

1. Den Druck auf die Energiekosten mindern

Es ist positiv, dass die Europäische Kommission anerkennt, wie entscheidend die Energiepreise für die Industrie sind. Der „Action Plan for Affordable Energy“, dessen Auswirkungen bereits 2025 spürbar sein sollten, kommt für die Häfen keinen Augenblick zu früh. Gezielte Maßnahmen sind erforderlich, um die Investitionsrisiken bei der Produktion und Abnahme erneuerbarer Energien zu begrenzen.

2. Die entscheidende Rolle von Wasserstoff

Die Häfen von Rotterdam und Antwerpen-Brügge begrüßen ausdrücklich, dass Wasserstoff als wichtiger Faktor bei der Dekarbonisierung des europäischen Energiesystems angesehen wird. Gleichwohl sind neben der lokalen Produktion auch Importe notwendig, um Europa ausreichend mit Energie zu versorgen. Um den Wasserstoffmarkt richtig in Gang zu bringen, müssen die europäischen Definitionen und Kriterien für „erneuerbaren Wasserstoff“ so schnell wie möglich überarbeitet werden.

3. Die Infrastruktur als Rückgrat der Energiewende

Die Häfen unterstützen die Ambitionen der Kommission, die Interkonnektivität und den weiteren Ausbau der Energie-Infrastruktur voranzutreiben. Der angekündigte „Industrial Decarbonisation Accelerator Act“ zur Vereinfachung der Genehmigungsverfahren ist ein wichtiger Schritt. Investitionen in die Energie-Infrastruktur zwischen Industrieclustern bilden die Grundlage für eine effektive Einfuhr, Produktion, Verteilung und Lagerung von erneuerbaren und kohlenstoffarmen Energien und Rohstoffen in Europa.

Zusammenarbeit zwischen Industrieclustern und Regierungen

Die Europäische Kommission unterstreicht ihren Wunsch nach einer engeren Zusammenarbeit mit der Industrie. Wie ernst es ihr damit ist, zeigt auch die Vorstellung der Pläne anlässlich des Europäischen Industriegipfels in Antwerpen, genau ein Jahr nach der Erklärung von Antwerpen für ein europäisches Industrieabkommen. Ursula von der Leyen und ihre Kommissionskollegen werden in Antwerpen mit rund zweihundert Vorstandsvorsitzenden und Vertretern der Industrie zusammentreffen, darunter die Geschäftsführer der Häfen von Antwerpen-Brügge und Rotterdam.

Die Häfen begrüßen, dass die Kommission die Zusammenarbeit mit Industrieclustern in ihre Pläne aufgenommen hat. Die beiden größten europäischen Häfen verknüpfen Waren- und Energieströme mit Unternehmen und Verbrauchern bis weit nach Europa hinein. Die Häfen hatten bereits zuvor ihren Willen bekundet, bei der Umsetzung des Clean Industrial Deals eine führende Rolle zu spielen. Sie plädierten dabei für einen Ansatz, der die Stärkung internationaler Wertschöpfungsketten und industrieller Cluster in den Mittelpunkt stellt, anstatt sich auf einzelne Regionen oder Sektoren zu fokussieren. Durch intensivere Zusammenarbeit innerhalb grenzüberschreitender Cluster, wollen die Häfen eine Vorreiterrolle übernehmen. So überprüfen sie derzeit verschiedene Möglichkeiten der Zusammenarbeit, wie etwa eine neue Infrastruktur für die Energiewende.

Reaktionen seitens der CEOs

Boudewijn Siemons, CEO Port of Rotterdam: „Europa steht vor der Herausforderung, seine industrielle Basis zu erhalten und sie gleichzeitig nachhaltiger zu gestalten. Als Hafenbetreiber investieren wir massiv in groß angelegte Projekte im Rahmen der Energiewende und bauen gemeinsam mit Partnern eine neue Infrastruktur in unseren Häfen auf. Gemeinsam müssen wir es nunmehr den Unternehmen ermöglichen, auch in die neue Wirtschaft zu investieren. Eine starke und konsequente Industriepolitik seitens der EU und der nationalen Regierungen ist hierfür eine wichtige Voraussetzung.“

Jacques Vandermeiren, CEO Port of Antwerpen-Bruges: „Wir begrüßen den Clean Industrial Deal, den Ursula von der Leyen in Antwerpen vorgestellt hat. Dies stellt einen wichtigen Schritt zur Verstärkung der europäischen Industrie dar. Jetzt ist die konkrete Umsetzung erforderlich, mit gezielten Maßnahmen und Klarheit, damit die Unternehmen in eine nachhaltige und wettbewerbsfähige Zukunft investieren können. Die Häfen von Antwerpen-Brügge und Rotterdam arbeiten mit verschiedenen Partnern, Unternehmen und Regierungen zusammen, um die Verstärkung der europäischen Industrie und die Festigung ihrer strategischen Position zu fördern.“

Boudewijn Siemons (links) en Jacques Vandermeiren
Boudewijn Siemons, CEO Havenbedrijf Rotterdam (links) en Jacques Vandermeiren, CEO Port of Antwerp-Bruges