Nachhaltigkeit

Rotterdamer Hafen geht wichtigen Schritt in Richtung nachhaltige Schifffahrt: Praxistest bestätigt sichere Vorbereitung auf das Bunkern von Ammoniak

18 April 2025
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Lesedauer: 3 Minuten

Trammo, OCI und James Fisher Fendercare haben am 12. April 2025 eine Ammoniak-Umschlagsoperation zwischen zwei Schiffen an einem Terminalkai im Rotterdamer Hafen durchgeführt. Dies ist ein wichtiger Schritt in der Vorbereitung des Hafens auf Schiffe, die künftig mit grünem Ammoniak betrieben werden und diesen Kraftstoff im Rotterdamer Hafen bunkern möchten. Ammoniak ist ein kohlenstofffreier Brennstoff, bei dessen Verbrennung kein CO2 freigesetzt wird. Die ersten Schiffe, die mit Ammoniak betrieben werden können, werden voraussichtlich 2026 oder 2027 in Betrieb genommen.

Dabei handelt es sich um einen sogenannten Ship-to-Ship-Umschlag von 800  m³ flüssigem, tiefgekühltem Ammoniak bei -33 Grad Celsius. Der Umschlag dauerte rund 2,5 Stunden und fand an einem noch nicht in Betrieb genommenen Kai des APM-Terminals auf der zweiten Maasvlakte statt – an einem Ort, der vergleichbar ist mit dem zukünftiger Bunkeroperationen mit Ammoniak. Mit dem Praxistest wurden sämtliche Verfahren für das Bunkern von Ammoniak praktisch erprobt und bestätigt, dass dies im Rotterdamer Hafen sicher, verantwortungsvoll und ohne Freisetzung von Ammoniak durchgeführt werden kann.

Für den Praxistest arbeiteten verschiedene Partner zusammen – koordiniert und unterstützt von der Port of Rotterdam Authority. Trammo stellte die beiden Schiffe bereit, während OCI – Betreiber des Ammoniakterminals im Hafen – diese mit Ammoniak belieferte. James Fisher Fendercare brachte seine Expertise und Ausrüstung bei der Durchführung des Praxistests ein und koordinierte die beiden Schiffe an einem Liegeplatz, der von APM-Terminals zur Verfügung gestellt wurde. Darüber hinaus war der Bunkerlieferant Victrol an der Ausarbeitung der Verfahrensabläufe beteiligt. Auch die DCMR Umweltbehörde Rijnmond, die Sicherheitsregion Rijnmond sowie die Gemeinsame Feuerwehr (GB) waren eingebunden, um einen reibungslosen und sicheren Ablauf des Praxistests zu gewährleisten.

Häfen auf alle neuen Kraftstoffe vorbereiten

Rotterdam ist weltweit der zweitgrößte Bunkerhafen – jährlich werden hier rund zehn Millionen Tonnen Kraftstoff gebunkert. Die Port of Rotterdam Authority möchte gemeinsam mit allen Akteuren im Hafen den Weg dafür ebnen, dass künftig alle alternativen, kohlenstoffarmen Kraftstoffe gebunkert werden können, um so den nachhaltigen Wandel der internationalen Schifffahrt voranzutreiben. Ammoniak hat den Vorteil, dass es ein kohlenstofffreier Kraftstoff ist und so bei der Verbrennung keine CO2-Emissionen verursacht. Beim Praxistest wurde graues Ammoniak verwendet. Seine Eigenschaften entsprechen denen von grünem Ammoniak, das künftig für die nachhaltige Gestaltung der Schifffahrt zur Verfügung stehen soll. Für die Herstellung von grauem Ammoniak werden noch fossile Rohstoffe benötigt, was bei grünem Ammoniak nicht der Fall ist. Die Einführung und der Ausbau von Ammoniak als Schiffskraftstoff werden auch dadurch erleichtert, dass Ammoniak weltweit bereits industriell produziert, gelagert, transportiert und verteilt wird.

Ammoniak bunkering
Port of Rotterdam Authority (Bob van Bruggen)

Die Port of Rotterdam Authority nutzt für die Vorbereitung auf neue Schiffskraftstoffe das internationale Bewertungstool „Port Readiness Level“. Diese Bewertung wird für alle neuen (Brenn-)Stoffe durchlaufen. Anhand von neun verschiedenen Vorbereitungsstufen wird sichergestellt, dass Gesetzgebung, Sicherheit, Infrastruktur und Angebot so ausgestaltet sind, dass Schiffe mit neuen Kraftstoffen im Hafen empfangen und betankt werden können. Diese Methode kam zuvor bereits vollständig für den Schiffskraftstoff LNG und weitgehend für Methanol zum Einsatz. Aktuell bereitet sich der Hafen auf Schiffe vor, die künftig mit Ammoniak betrieben werden. Durch den Praxistest erreicht der Hafen eine höhere Vorbereitungsstufe – von Stufe sechs auf sieben –, bei der alle Sicherheitsverfahren für projektbezogene Bunkeroperationen einsatzbereit sind. Die im Rahmen des Praxistests gewonnenen Erfahrungen und festgelegten Verfahren werden mit der EU, anderen Häfen und relevanten Partnern geteilt.

Europäische Förderung

Im europäischen Projekt MAGPIE arbeiten verschiedene Häfen, Forschungsinstitute, Universitäten und Unternehmen gemeinsam an Innovation und Nachhaltigkeit. Ihr Ziel ist es, Angebot und Nutzung grüner Energie in Häfen zusammenzuführen und Innovationen einzusetzen, die die Effizienz der Logistik steigern. Das Programm ist in Pilotprojekte gegliedert – einer davon ist der Praxistest mit Ammoniak. Das Forschungsinstitut Maersk McKinney Moller Center for Zero Carbon Shipping ist an dem Pilotprojekt beteiligt und wird dafür sorgen, dass das gewonnene Wissen und die gesammelten Erfahrungen mit relevanten Partnern geteilt und branchenweit zugänglich gemacht werden. MAGPIE wird durch das Forschungs- und Innovationsprogramm „Horizon 2020“ der Europäischen Union finanziert.