Güterumschlag Rotterdamer Hafen 2024 leicht geschrumpft

21 Februar 2025
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Lesedauer: 8 Minuten

Der Umschlag im Rotterdamer Hafen ist im Jahr 2024 um 0,7 % geschrumpft. Damit sank der Gesamtumschlag auf 435,8 Millionen Tonnen gegenüber 438,8 Millionen Tonnen im Vorjahreszeitraum. Der leichte Rückgang des Gesamtumschlags ist hauptsächlich auf den geringeren Umschlag von Kohle und Rohöl zurückzuführen. Das Wachstum erfolgte im Containersegment.

Infolge der steigenden Konsumentenausgaben wuchs der Umschlag um 2,8 % auf 13,8 Millionen TEU. Der Umschlag in den Segmenten Eisenerz und Schrott, Mineralölprodukte und sonstiges Trockenmassengut nahm ebenfalls zu. Die Port of Rotterdam Authority hat ein starkes Geschäftsjahr hinter sich. Die solide Kapitallage ermöglicht der Port of Rotterdam Authority umfangreiche Investitionen in die Infrastruktur, um den Hafen zukunftssicher zu gestalten. So wurde beispielsweise mit dem Bau des CO2-Transport- und -Speicherprojekts Porthos begonnen. Zudem investierte die Port of Rotterdam Authority in die digitale Widerstandsfähigkeit des Rotterdamer Hafens durch die Einrichtung einer nationalen Cybersecurity-Plattform und die Fortführung der Implementierung der Secure Chain.

Boudewijn Siemons, CEO der Port of Rotterdam Authority: „Im vergangenen Jahr sind wir als stabiler Hafen in turbulente internationale Gewässer geraten. Geopolitische Spannungen und regionale Konflikte hatten Auswirkungen auf die Weltwirtschaft, was zu Unsicherheit auf den Märkten geführt hat. Das Wirtschaftswachstum in Europa fiel hinter andere Regionen zurück und das äußert sich im Umschlag und in den Unternehmensinvestitionen im Rotterdamer Hafen. Trotz der Konflikte in der Welt haben wir gezeigt, dass wir widerstandsfähig sind und weiterhin unvermindert in den Hafen der Zukunft investieren.“

Gesellschaftlicher Wert

Die Port of Rotterdam Authority will einen zukunftssicheren Hafen gestalten, der im Einklang mit der Umwelt steht. Die Verbindung mit der Stadt ist für die Port of Rotterdam Authority eine wichtige Priorität. Im vergangenen Jahr wurden neue Kooperationen mit Partnerunternehmen in Rotterdam-Süd geschlossen, unter anderem mit dem Zuidplein Theater. Mit dem Hafen-Umweltfonds investiert die Port of Rotterdam Authority kontinuierlich in die Qualität des Lebensraums, sowohl in der Stadt als auch in der Region. Außerdem wurde ein Pilotprojekt für Hafensprechstunden für Anwohner in verschiedenen Nachbarschaftszentren gestartet und der Bau des Hafenerlebniszentrums Portlantis erfolgreich abgeschlossen.

Energie- und Ressourcenumstellung

Im vergangenen Jahr wurde eine Reihe von Projekten ins Leben gerufen, die zur Energiewende beitragen. Dazu gehörte auch der Baubeginn des CO2-Transport- und -Speicherprojekts Porthos. Im Rahmen dieses Projekts wurde in der zweiten Jahreshälfte mit der Errichtung der Verdichterstation begonnen. In der Verdichterstation wird das abgeschiedene CO2 im Jahr 2026 unter Druck gesetzt und dann zu einem erschöpften Erdgasfeld unter dem Nordseeboden geleitet. Auch der Bau der Wasserstoffleitung durch den Hafen und der Wasserstoffanlage von Shell sind im vollen Gang. Darüber hinaus wurden in diesem Jahr neue Verträge über die Nutzung von Landstrom mit den Containerterminals auf der Maasvlakte geschlossen. Derweil wurde die Landstromanlage für das Cruise Terminal Rotterdam fertiggestellt, die nach der Testphase im Frühling 2025 in Betrieb genommen wird.

Es gibt nun auch Klarheit über den Bau des Delta Rhine Corridors (DRC). Während Anfang letzten Jahres eine Verzögerung von vier Jahren für die Entwicklung von Wasserstoff- und CO2-Leitungen angekündigt wurde, beschlossen die Verantwortlichen Ende letzten Jahres, diesen Modalitäten Vorrang einzuräumen. Die Wasserstoffleitung soll jetzt 2031/2032 fertiggestellt werden, die CO2-Leitung 2032/2033. Die Port of Rotterdam Authority begrüßt diese Entscheidung des Ministers für Klima und Grünes Wachstum und setzt sich für eine weitere Beschleunigung ein, da diese Pipelines für die Nachhaltigkeit der Industrie in Rotterdam und dem europäischen Hinterland von entscheidender Bedeutung sind.

Um die Industrie in Rotterdam nachhaltiger zu gestalten, sind ein Ausbau der Infrastruktur und neue Lösungen zur Entlastung des Stromnetzes erforderlich. Unternehmen im Hafenkomplex, die sich um mehr Nachhaltigkeit bemühen, stehen außerdem vor Herausforderungen in Bezug auf Genehmigungen, Stickstoff, hohe Netzentgelte, hohe Energiepreise, langsame Marktentwicklung und zunehmende Flächenknappheit. Die Port of Rotterdam Authority schließt sich somit der Forderung nach einer klaren und kohärente Industriepolitik und weniger Regulierungsdruck seitens der nationalen und europäischen Behörden an, um die Energie- und Rohstoffwende zum Erfolg zu führen, die Industrie zu erhalten und ihr die Chance zur Transformation zu geben.

Digitalisierung und Widerstandsfähigkeit

Im Jahr 2024 sind Fortschritte bei der Verbesserung der Widerstandsfähigkeit der Hafen- und Logistikkette über Rotterdam erzielt worden. Die Cyberbedrohungen für Häfen nehmen täglich zu. Cybervorfälle wirken sich auf die gesamte Lieferkette aus, da die verschiedenen Parteien eng miteinander verbunden sind. Um dem besser entgegenzuwirken, haben die Betreiber, die Teil der Branchenorganisation Seehäfen (BOZ) sind - Groningen Seaports, North Sea Port, Port of Rotterdam, Port of Moerdijk und Port of Amsterdam - beschlossen, mit den Unternehmen in ihren Regionen zusammenzuarbeiten, um das Hafenökosystem in digitaler Hinsicht widerstandsfähiger zu machen. Die Stiftung FERM, die bereits für die Häfen von Rotterdam und Moerdijk tätig ist, wird hierfür zu einer nationalen Cybersicherheitsplattform für die in der BOZ zusammengeschlossenen niederländischen Seehäfen umgestaltet.

Im Kampf gegen die Drogenkriminalität unterstützt die Port of Rotterdam Authority die Implementierung der Secure Chain. Diese öffentlich-private Partnerschaft zielt darauf ab, Logistikketten digital widerstandsfähiger gegen Kriminalität und Diebstahl zu machen. Die Essenz der Secure Chain ist es, dass die Parteien dieser Kette ausdrücklich das nächste Glied der Lieferkette identifizieren. Durch die Secure Chain ist es nicht mehr möglich, einen Container unrechtmäßig am Terminal abzuholen. Alle großen Reedereien und Containerterminals arbeiten mittlerweile über die Secure Chain und seit ihrer Einführung wurden im Rotterdamer Hafen mehr als 630.000 Importcontainer auf diese neue, sichere und zuverlässige Weise abgefertigt. Im Februar 2025 werden die letzten Fahrtgebiete, Asien und Ozeanien, hinzukommen.

Wirtschaftlicher Wert

Umschlag

Trockenmassengut

Der Umschlag von Trockenmassengut stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 0,8 %. Der Anstieg ist hauptsächlich auf den höheren Umschlag von Eisenerz und Schrott zurückzuführen. Dieses Segment stieg um 5,7 % auf 29,7 Millionen Tonnen, was auf eine leichte Zunahme der Stahlproduktion in Deutschland, die Aufstockung der Lagerbestände in der ersten Jahreshälfte und die Zunahme der Re-Exporte von Eisenerz zurückzuführen ist. Auch das Segment „sonstiges Trockenmassengut“ (Industrieminerale, Nichteisenerze, Düngermittel, Salz usw.) verzeichnet ein Wachstum von 21,5 %*. Dies ist bemerkenswert, da die industrielle Produktion immer noch unter Druck steht und die Nachfrage nach Rohstoffen stagniert. Das Wachstum in diesem Segment ist eine Reaktion auf den starken Rückgang im Jahr 2023 und betrifft eher die Aufstockung der Lagerbestände als das strukturelle Wachstum bezüglich der Nachfrage. Der Kohleumschlag verringerte sich aufgrund der geringen Nachfrage nach Energiekohle für die Stromerzeugung um 18 %. Die Nachfrage nach Energiekohle ging aufgrund des Wettbewerbs durch Gas, dessen Preis gesunken ist, und durch erneuerbare Energien zurück.

Flüssiges Massengut

Das Segment der flüssigen Massengüter sank um 2,7 % auf 200 Millionen Tonnen. Der Umschlag von Rohöl sank aufgrund von Instandhaltung in Rotterdam und im Hinterland um 4,5 % auf 97,8 Millionen Tonnen. Es wurden 0,8 % mehr mineralische Produkte umgeschlagen. Dies ist auf einen verstärkten Handel mit Schweröl und eine höhere Nachfrage nach Kerosin zurückzuführen. Durch die geringere Nachfrage sank der Umschlag von Diesel. Der Umschlag von LNG sank um 5,3 %. Wie im restlichen Europa waren die Importe aufgrund der hohen Lagerbestände rückläufig. Der Umschlag von sonstigen flüssigen Massengütern ging um 2,2 % zurück, was hauptsächlich auf einen Rückgang des Umschlags erneuerbarer Energieträger zurückzuführen ist. Unter anderem gingen die Ausfuhren nach Schweden zurück, weil dort die Beimischungsquote für Biokraftstoffe niedriger ist.

Container und Massenstückgut

m Jahr 2024 stieg der Containerumschlag in Tonnen um 2,5 % auf 133,4 Millionen Tonnen und um 2,8 % auf 13,8 Millionen TEU. Das Wachstum im Containersegment ist auf den gestiegenen europäischen Verbrauch zurückzuführen. Die Indexierung der Löhne und die sinkende Inflation führten zu einem Anstieg des verfügbaren Einkommens und einer höheren Nachfrage nach Konsumgütern und Lebensmitteln.

Das Segment Massenstückgut verzeichnete einen Rückgang von 3,7 %. Der Roll-on-Roll-off-Verkehr (RoRo) blieb aufgrund eines starken 4. Quartals durch den Einsatz neuer Dienste und größerer Schiffe stabil. Sonstiges Stückgut ging um 10 % zurück, da aufgrund der geringeren Nachfrage der europäischen Industrie und der Sanktionen gegen russisches Aluminium weniger Stahl- und Nichteisen-Erzeugnisse umgeschlagen wurden.

Investitionen und Finanzen

Die Finanzlage der Port of Rotterdam Authority ermöglichte einen Anstieg der Bruttoinvestitionen um 11 % auf 320,6 Millionen Euro. Investitionen in traditionelle Anlagen wie Kaimauern und Molen, in die Infrastruktur für die Energiewende sowie in Innovation und Digitalisierung sind unerlässlich, damit der Hafen als Logistikdrehscheibe und Wirtschaftsstandort attraktiv bleibt. Im Jahr 2024 flossen die größten Investitionen in den weiteren Bau von Kaimauern für die Erweiterung der Containerterminals im Prinses Amaliahafen (42,5 Mio. €), in den Bau des CO2-Transport- und -Speicherprojekts Porthos (39,4 Mio. €), in die Verbreiterung des Yangtzekanals (22,5 Mio. €) und in die Konzeption des Hafenerlebniszentrums Portlantis (12,8 Mio. €).

Die Port of Rotterdam Authority hat ein starkes Geschäftsjahr hinter sich. Die Einnahmen stiegen um 4,8 % auf 882,0 Millionen Euro. Die Betriebskosten stiegen um 8,7 % auf 318,5 Millionen Euro. Dieser Kostenanstieg wurde durch eine Indexierung der Lohnkosten und gestiegene Betriebskosten für die Instandhaltung und Verwaltung des Hafens verursacht. Insgesamt stieg das Betriebsergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf Sachanlagen und immaterielle Vermögensgegenstände (EBITDA) um 2,7 % auf 563,5 Millionen Euro. Das Nettoergebnis erhöhte sich um 40,2 Millionen Euro auf 273,7 Millionen Euro. Die Hauptanteile des Umsatzes wurden mit Einnahmen aus der Vermietung von Flächen und den Hafengebühren erzielt. Die Einnahmen aus der Vermietung der Flächen stiegen um 41,6 Millionen Euro auf 508,6 Millionen Euro aufgrund von neuen Verträgen, Preisanpassungen oder der Verlängerung bestehender Verträge. Die Erlöse aus Hafengebühren gingen im Jahr 2024 um 0,9 % zurück auf 336,5 Millionen Euro. Diese Entwicklung spiegelt einen negativen Preiseffekt wider, der auf die höheren Abrufzahlen von Tanker- und Containerschiffen zurückzuführen ist. Aufgrund der längeren Schiffsroute über dem Kap der Guten Hoffnung fahren weniger Schiffe nach Europa, jedoch führen sie mehr Ladung mit sich.

Aufruf zu Investitionen in die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen und niederländischen Industrie

Die gegenwärtigen weltweiten Spannungen haben zu unsicheren Marktbedingungen, einer Zunahme von Cyberangriffen und Beeinträchtigungen in der Logistikkette für den Hafen und Industriekomplex geführt. Auch auf lokaler Ebene gibt es Herausforderungen in den Bereichen Kriminalitätsbekämpfung, Stickstoff, Netzüberlastung und Beschäftigung. Der Hafen wird sich kontinuierlich den Gegebenheiten anpassen, um seine Wettbewerbsposition zu erhalten und weiterhin einen wirtschaftlichen und sozialen Mehrwert für die Niederlande und Europa zu schaffen.

Entscheidend für einen erfolgreichen Übergang zu einem klimaneutralen Hafen, die strategische Autonomie Europas und die Gewährleistung der Liefersicherheit für Europa sind vorhersehbare und wettbewerbsfähige Marktbedingungen für Investitionen in eine nachhaltigere Industrie. Im Vorfeld der Veröffentlichung des Clean Industrial Deal und des Frühjahrsbericht ruft die Port of Rotterdam Authority gemeinsam mit ihren internationalen Partnerunternehmen, der Europäischen Kommission und der niederländischen Regierung dazu auf, die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen und niederländischen Industrie zu stärken und Barrieren abzubauen. Dabei sollte der Schwerpunkt auf der Stärkung internationaler Ketten und Industriecluster liegen.

*Die Umschlagszahlen für Agribulk und sonstiges Trockenmassengut (inkl. Biomasse) weisen im Vergleich zu 2023 Abweichungen auf, die verursacht werden durch die im Februar 2023 durchgeführten Bereinigung der Seehafengebührenanmeldungen. Nach Bereinigung ergibt sich für Agribulk ein Anteil von 7,5 % und für sonstiges Trockenmassengut 21,5 %.