Energiewende

H-vision startet die Wasserstoffwirtschaft in Rotterdam

2 Juli 2019
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Die groß angelegte Produktion und Nutzung von blauem Wasserstoff wird es der lokalen Industrie in Rotterdam ermöglichen, ihre CO2-Emissionen deutlich vor 2030 zu reduzieren. Dies ist eine der wichtigsten Schlussfolgerungen der Machbarkeitsstudie, die von 16 Unternehmen und Organisationen unter der Leitung von Deltalinqs im Rahmen des Projekts H-vision durchgeführt wurde.

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Die positiven Ergebnisse dieser Studie haben Rotterdam eine neue Chance gegeben, sich zu einer wichtigen Drehscheibe für die Produktion, Aufnahme und den Handel mit Wasserstoff zu entwickeln. Das bedeutet, dass H-Vision zum Saatgut einer neuen Wasserstoffwirtschaft in Rotterdam werden und wesentlich zur Erreichung der Klimaziele beitragen kann.

Der Schwerpunkt des H-Vision-Programms liegt auf der Erzeugung von Wasserstoff aus Erdgas und Raffineriebrennstoffgas. Das bei der Produktion freigesetzte CO2 wird abgetrennt und in erschöpften Gasfeldern unter der Nordsee gespeichert. Der so gewonnene blaue Wasserstoff kann anschließend als kohlenstoffarmer Energieträger in industriellen Prozessen zur Erzeugung hoher Temperaturen oder zur Stromerzeugung eingesetzt werden.

H-vision erwartet daher die Ankunft von grünem Wasserstoff, der durch Elektrolyse mit Strom aus erneuerbaren Quellen wie Offshore-Windparks erzeugt wird. Diese Variante von Wasserstoff erzeugt bei der Herstellung CO2-frei. Allerdings gibt es zum jetzigen Zeitpunkt nicht genügend Ökostrom, um grünen Wasserstoff im industriellen Maßstab zu produzieren.

Den Weg ebnen

Minister Wiebes vom Ministerium für Wirtschaft und Klimapolitik wird heute den H-Visionsbericht von TNO-Vorstandsmitglied Cis Marring und Deltalinqs Vorsitzenden Steven Lak vorstellen. "Vor einigen Jahren hat TNO die Initiative für H-Vision ergriffen", erinnert sich Marring. "Ich freue mich, dass dank dieses Projekts eine große Anzahl von Unternehmen in Rotterdam begeistert ist, Wasserstoff zu nutzen."

Steven Lak sieht H-Vision als einen wichtigen Schritt für Rotterdam und die Niederlande. "Die Industrie hat die Führung übernommen, wenn es darum geht, eine praktische Lösung zu entwickeln, die es uns ermöglicht, die CO2-Emissionen kurzfristig drastisch zu reduzieren. Die Wasserstoffkette und die zugehörige Infrastruktur für H-Vision werden es im Laufe der Zeit einfacher machen, grünen Wasserstoff in das System einzubinden. Damit bietet H-vision zwei wichtige Vorteile: die kurzfristige Reduzierung der CO2-Emissionen und die Beschleunigung des Energietransfers durch die Schaffung der Voraussetzungen für die zukünftige Öko-Wasserstoffwirtschaft", so Lak.

Die Ergebnisse der Studie wurden von Branchenakteuren wie BP, Shell und Uniper begeistert aufgenommen, die alle auch als Partner am H-vision-Projekt teilnehmen. Diese Parteien erkennen die Möglichkeit an, dass Wasserstoff die Nachhaltigkeit der Wärmeerzeugung und Dampferzeugung für ihre Aktivitäten verbessert. "Wasserstoff ist für eine CO2-neutrale Energieversorgung unerlässlich", sagt Allard Castelein, CEO der Rotterdamer Hafenbehörde. "Solange es nicht genügend grünen Wasserstoff gibt, kann die Industrie die Emissionen mit blauem Wasserstoff reduzieren. Die Verfügbarkeit von blauem Wasserstoff in Rotterdam hilft, die Auswirkungen des Klimawandels zu begrenzen und stärkt gleichzeitig unsere Wettbewerbsposition."

Ergebnisse

In der letzten Zeit hat das Forschungsteam von H-vision detaillierte Berechnungen der technischen, finanziellen und Marktbedingungen für eine Reihe von verschiedenen Bereichen (niedrig, Referenz, hoch) durchgeführt. Daraus ergeben sich die folgenden Erkenntnisse für den Referenzumfang:

  • H-vision ist in der Lage, kurzfristig eine deutliche CO2-Reduktion zu realisieren. Die Einsparungen werden von 2,2 Millionen Tonnen im Jahr 2026 auf 4,3 Millionen Tonnen im Jahr 2031 steigen.
  • Bezogen auf die gesamten CO2-Emissionen des Rotterdamer Industriesektors im Jahr 2018 (26,4 Millionen Tonnen) wird die Einführung von blauem Wasserstoff als Energieträger für industrielle Zwecke zu einer Emissionsminderung von 16% führen.
  • Der Preis pro Tonne CO2-Einsparung liegt zwischen 86 € und 146 € (ohne ETS-Credits), je nachdem, welches wirtschaftliche Szenario sich abzeichnet.
  • Die zu bauenden H-Vision-Wasserstoffsysteme werden eine jährliche Produktionskapazität von über 700 Kilotonnen haben - das entspricht etwa 3200 MW. Dies wird es dem Rotterdamer Industriesektor ermöglichen, mindestens 20% seiner benötigten Wärme und Energie mit blauem Wasserstoff zu erzeugen.
  • Da CO2 vor der Verbrennung abgetrennt wird, wird die Industrie ein hohes Maß an Flexibilität genießen. Wasserstoff kann in großem Umfang als Rohstoff oder Brennstoff in industriellen Prozessen und als Energieträger für die Stromerzeugung eingesetzt werden. Auf Wunsch kann die Industrie auch zu einem späteren Zeitpunkt auf andere CO2-Reduktionsmethoden umsteigen und so eine "Lock-in"-Situation vermeiden. Kohlenstoffarmer blauer Wasserstoff kann leicht für andere Zwecke verwendet werden und kann auch mit grünem Wasserstoff gemischt werden. Während sich die Verfahren zur Herstellung des Wasserstoffs unterscheiden können, bleibt das Produkt gleich.

Investition

Nach aktuellen Erkenntnissen wird der Bau der H-Vision-Wasserstoffanlagen im Referenzfall mit einer Investition von rund 1,3 Milliarden Euro verbunden sein. Einschließlich der erforderlichen Infrastruktur und der technischen Anpassungen bei den industriellen Nutzern werden die Gesamtinvestitionen auf rund 2 Mrd. EUR geschätzt. Es handelt sich nämlich um eine Investition in die Einführung der Wasserstoffwirtschaft.

Mit dem positiven Abschluss der Machbarkeitsstudie ist H-vision in eine neue Phase eingetreten, in der sich die Partner mit der Regierung über Regelungen, Risikoabsicherung und finanzielle Unterstützung abstimmen werden. Auch die Maßnahmen der Klimavereinbarung werden in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle spielen.

H-vision wird sich vorerst auf die detailliertere Ausarbeitung der Aspekte des technischen Designs, der finanziellen Begründung, der Marktposition und der Organisation konzentrieren. Die Studie zeigt auch, dass die Maasvlakte ein geeignetes Gebiet wäre, um als Standort für die neuen Wasserstoffproduktionsanlagen in Betracht zu ziehen. Auch diese Option wird weiter untersucht.

Der Abschluss einer Investitionsentscheidung könnte bereits 2021 erreicht werden. In dieser Planung wird die erste Anlage Anfang 2026 mit der Versorgung der Industrie in Rotterdam mit Wasserstoff beginnen.